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Werkangaben von damals:
Aufnahme
Wolfgang Sichardt, Muskwissenschaftler
Datum
Sommer 1936
Aufnahmeort
Kerns
Interpret
A. Reinhard, Maler
Titel
ohne Titelangabe / Titel unbekannt
heute heisst der Juiz “Obdesseler”
Zum Vergleich heute:
Der “Obdesseler” Naturjuiz
in einer Aufnahme vom Jahre 1970
Interpret: Stanser Jodlerbuebe
die “Obdesseler-Melodie” ist im ganzen Raum Unterwalden bekannt.
in Nidwalden als “Obdossen-Jodel”
in Lungern als “Gandegger” (nach Neldi Ming)
Obdesseler-Naturjuiz früher
Dirigenten
Notiz
Obdesseler-Naturjuiz heute
Jodel-Melodien
erfuhren
im
Laufe
der
Zeit
immer
wieder
kleine
Änderungen,
z.B.
ein
„Cheerli“
(ein
Melodiebogen)
wurde
modifiziert.
In
einigen
wenigen
Fällen
ist
dies
auch
heute
noch
der
Fall.
Die
verschiedenen
Interpretationen
zeigen
wunderschön
wie
ein
Juiz
lebt
und
eine
eigene
Dynamik
entwickelt.
Ähnliches
gilt
auch
für
die
„Namen“
der
Jodel.
Der
gleiche
Juiz
lief
in
den
verschiedenen
Regionen
unter
einem
andern
Namen
und
irgend
ein
Name
hat
sich
schlussendlich
durchgesetzt,
spätestens
als
die
Jodel
aufgeschrieben wurden.
Wie erwähnt, die alten, traditionellen Natur-Juiz wurden mündlich
überliefert. Das geschah bei der Arbeit auf den bäuerlichen
Betrieben, aber auch bei der Waldarbeit oder auf der „Stör“ z.B.
als Zimmermannen und besonders auch im Militärdienstwurde viel
gejodelt, die alten „47er“ waren dafür bekannt.
anno dazumal
Melodiewandel im Laufe der Zeit
I
n
Feldaufnahmen
hat
der
deutsche
Musikwissenschaftler
Wolfgang
Sichardt
u.a
im
Jahre
1936
in
Lungern
und
Kerns
Jodelmelodien
aufgenommen.
Diese
Aufnahmen
interessierten
mich
besonders,
um
den
Unterschied
zur
heutigen
Aufführungs-
Praxis,
bezüglich
Interpretation
der
Naturjuiz
aufzuzeigen.
Damals
gab
es
weder
Noten
noch
Tonkonserven.
Der
Jodler
sang
aus
dem
Gehör,
er
sang
die
Melodie
so,
wie
er
sie
noch
in
Erinnerung
hatte,
interpretierte
sie
nach
eigenem
Empfinden
und
Können und hat sie für sich „zurecht gestutz“.
Die
Interpretation
eines
alten
Naturjuizes
kann
man
vergleichen
mit
der
Nacherzählung
einer
alten
Geschichte
aus
dem
Gedächt-
nis.
Auch
da
wird,
entsprechend
der
Fabulierkunst
des
Erzählers,
ausgeschmückt
und
frei
gestaltet,
der
Kern
der
Geschichte
aber
bleibt erhalten. Wie beim Juiz!
Es folgen Beispiele, welche die Intrpretations-Freiheiten
aufzeigen. Auch die Jodeltechnik ist nicht zu vergleichen mit heute.
Ein Jodler machte sich darüber keine Gedanken, man juizte
einfach, so wie man es überliefert bekam.